Dysplasiesprechstunde

Eine Dysplasiesprechstunde ist eine Spezialsprechstunde zur Erkennung von Krebsvorstufen der weiblichen Genitalien, das heißt der Vulva, der Vagina und des Gebärmutterhalses.

Bei der sogenannten Differenzialkolposkopie werden die fraglichen Bereiche am Gebärmutterhals, der Scheide und des äußeren Genitales mit Essig betupft und mit einer Lupe bis 30-facher Vergrößerung betrachtet. Man kann damit die Krebsvorstufenzellen sichtbar machen, denn sie sind dichter als normale Zellen, sie nehmen den Essig auf, quellen, brechen das Licht und färben sich somit weiß. Man erkennt dann typische Muster wie Mosaik und Punktierungen. Andere Methoden wie Jodprobe und Grünfilter-Betrachtung werden nur noch im Ausnahmefall angewandt. 

Bei der Kolposkopie können weiterführende Labortests wie Zytologie (mit zusätzlichen Färbungen), HPV-Test und gegebenenfalls kleine Gewebeproben abgenommen werden. Die Untersuchung ist nicht schmerzhaft. Aus der Gesamtschau der Befunde ergibt sich die Diagnose.

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Die Dysplasien am Gebärmutterhals, in der Scheide und am äußeren Genitale, also die Vorstufenveränderungen, werden in drei Grade unterteilt: leicht, mittel und schwer. Leichte und mittlere Vorstufen gelten als abklärungs- und kontrollbedürftig. Sie sind nicht operationspflichtig, denn es besteht die Möglichkeit von ca. 50%, dass sie sich von selbst zurückbilden. Sie entwickeln sich langsam über Jahre, so dass keine Gefahr besteht, dass sie sich in den Kontrollintervallen nach bösartig weiterentwickeln. 
Nur die schweren Dysplasien müssen beseitigt werden, denn sie sind unmittelbare Krebsvorstufen und die Chance auf spontane Rückbildung ist gering. 

Meistens ist ein Virus, das Humane Papilloma Virus (kurz: HPV), die Ursache. Über 90 % aller sexuell aktiven Frauen und Männer machen im Laufe ihres Lebens eine HPV-Infektion durch, die bei den meisten jedoch folgenlos ausheilt.

In diesen Fällen werden die Vorstufenveränderungen chirurgisch im Rahmen einer ambulanten Operation bei uns in der Praxis entfernt.  Dies geschieht gezielt und schonend durch die Anwendung von Laser und Hochfrequenzschlinge unter mikroskopischer Sicht. Dies wird vorzugsweise mit einer kurzen Narkose durchgeführt, aber der Eingriff ist auch mit örtlicher Betäubung möglich.

Die Dysplasien am Gebärmutterhals, der Scheide werden durch ein Virus versursacht, das Humane Papilloma Virus (HPV). Es gibt verschiedene Typen, die häufigsten sind Typ 16 und 18. Am äußeren Genitale können die Krebsvorstufen auch unabhängig von HPV entstehen. 
HPV ist sehr weit verbreitet. Es wird von Mann zu Frau und umgekehrt übertragen. Man geht davon aus, dass weltweit fast alle Frauen (und somit auch fast alle Männer) irgendwann im Leben mit HPV in Berührung kommen – vermutlich sogar mehrfach. In ca. 90 % der Fälle wird das Virus innerhalb von ein paar Monaten vom Immunsystem beseitigt, wie andere Viren auch. Aber in 10 % der Fälle wird die Besiedelung chronisch, weil die Viren es schaffen, sich unter der Haut oder Schleimhaut vor dem Immunsystem zu verstecken. Mehr noch, sie dringen in die Wirtszellen ein und fügen sich in die Chromosomen ein und werden somit für das Immunsystem unsichtbar. 
Man weiß, dass das Immunsystem bei HPV eine Rolle spielt. Patientinnen mit geschwächtem Immunsystem wie durch bestimmte Medikamente oder schweren Grundkrankheiten haben schlechtere Chancen, die HPV-Besiedelung zu beseitigen. Aber die meisten Patientinnen in der Dysplasiesprechstunde sind junge, gesunde Frauen ohne erkennbare Störung des Immunsystems. Die wissenschaftlichen Erkenntnisse dazu sind also noch lückenhaft.

Heutzutage können Mädchen und Jungen gegen HPV geimpft werden. Dies wird meistens bereits durch die Kinderärzte gemacht. Die Impfung ist gut verträglich und wirkt zuverlässig gegen die meisten HPV-Typen – aber nicht gegen alle, weshalb die Früherkennung dennoch wichtig ist. 
Die Impfung wirkt am besten, wenn sie bereits durchgeführt wurde, bevor die Gelegenheit war, mit HPV in Berührung zu kommen. Sie ist auch nur dafür zugelassen. Der Nutzen der Impfung zu einem späteren Zeitpunkt, wie z. B. nach einer Operation am Gebärmutterhals, ist wissenschaftlich nicht sicher geklärt und wird widersprüchlich beurteilt. Auch ohne Impfung ist nach der operativen Entfernung der Krebsvorstufen deren Wiederkehr nur ca. 2 – 5 %.  Es gibt Literatur, die zeigt, dass dieses Risiko vielleicht auf die Hälfte verringert werden kann. Auf das Krebsrisiko hat die postoperative Impfung aber vermutlich keinen Einfluss.

Ihre Ansprechpartner

  • Dr. med. Bernd Prieshof
  • Dr. med. Henriette Dortenmann
  • Dr. med. Saskia Fitzner
  • Dr. med. Michaela Franz

 

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